Vor einigen Tagen fand ein Gespräch zwischen den "Werksstudenten" (da gehör ich zu), den Ausbildungsverantlichen und dem neuem IT-Chef meiner lieben Firma statt. Ursprüngliches Thema sollte eigentlich die Zukunft der Ausbildung dynamischer IT-Fachkräfte in unserem Haus sein, aber das Machtgefälle entschied deutlich zugunsten des Chefs und dementsprechend bestimmte er das Thema.
Der Herr hat (in der Retrospektive) eine erstaunliche Fähigkeit, nicht alles selber zu erzählen, aber den Ausgang - in diesem Fall quasi die "Moral" - der Diskussion zu bestimmen. Es war ein Aufruf zum "Networking". Nix mit Kabeln oder Computern oder so (hat er keine Ahnung von, wie er fast stolz gesteht), sondern das zielgerichtete Socializing zum Zwecke der Erhöhung des eigenen Marktwerts. Er ist dafür sogar aufgestanden und hat verschiedene Möglichkeiten auf dem Whiteboard in seinem Büro notiert, weil sowas ja bekanntlich die Aufmerksamkeit erhöht. Er ist sowieso ein Freund modernster Managementtechniken (mir fallen da ganz spontan Abteilungsbesprechungen im Stehen ein). Pikantes Detail (und worauf ich eigentlich hinauswollte): einen meiner geschätzten Kollegen unterbrach er mehrfach, weil dieser immer Probleme ansprach. Das wollte der Chef nicht hören und offenbarte, daß es unter seinen Vorstandskumpels sowas wie eine Absprache gäbe, keine Probleme anzusprechen, sondern nur Lösungen.
Inzwischen hat für uns ein neues Semester angefangen und eine Kollegin (die bei dem Gespräch auch anwesend war) zitierte den Dozenten aus einem Wahlpflichtkurs, den ich nicht belegt habe: Wenn bei Ihnen jemand sagt "Don't talk problems, talk solutions", dann ist es an der Zeit, die Firma zu wechseln!
Ich persönlich glaube dem Mann.
Nachtrag: die Google-Results zu diesem Slogan sind auch sehr interessant!
In Is your Boss a Psychopath? wird die Frage aufgeworfen, wieviele Psychopathen eigentlich das Sagen haben in großen Unternehmen. Sehr amüsant zu lesen und ich möchte es ernst nehmen:
Corporate psychopaths score high on Factor 1, the "selfish, callous, and remorseless use of others" category. It includes eight traits: glibness and superficial charm; grandiose sense of self-worth; pathological lying; conning and manipulativeness; lack of remorse or guilt; shallow affect (i.e., a coldness covered up by dramatic emotional displays that are actually playacting); callousness and lack of empathy; and the failure to accept responsibility for one's own actions. Sound like anyone you know?
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Psychopaths succeed in conventional society in large measure because few of us grasp that they are fundamentally different from ourselves. We assume that they, too, care about other people's feelings. This makes it easier for them to "play" us. Although they lack empathy, they develop an actor's expertise in evoking ours. While they don't care about us, "they have an element of emotional intelligence, of being able to see our emotions very clearly and manipulate them," says Michael Maccoby, a psychotherapist who has consulted for major corporations.