Meine E2c sind schon wieder kaputtgegangen. Das erste Mal brach das Kabel nach gut einem Jahr und ich hab sie anstandslos umgetauscht bekommen. Jetzt das gleiche, nur ist die Garantie vorbei. Also war ein Upgrade gefragt.
Wonach ich gesucht habe:
- Detailreichtum wie bei den E2c.
- Mehr "punch", sattere Bässe. Die E2c sind da notorisch ein bißchen schwach auf der Brust. Ist fürs konzentrierte Wohnzimmerhören wunderbar, aber ich höre meistens beim Pendeln und Arbeiten und da habe ich ein wenig den "Spaß nebenbei" vermißt.
- Besseres Kabelkonzept. Die E2c sind um die Ohren rum mit der Zeit sehr steif geworden, was dann für die Brüche gesorgt hat. Eventuell hätte hier häufigere Applikation von Silikongel geholfen.
- Angenehmerer Sitz. Die E2c mußte ich ständig zurechtrücken. Gerade manche Bewegungen der Gesichtsmuskulatur (Essen, Lächeln) haben sie mir nicht verziehen.
- Hersteller: erstmal egal, aber nach der Entttäuschung über die Haltbarkeit der E2c vorerst kein Shure mehr.
- Preis: 100 bis 200 Euro. (Naja, eigentlich waren so 150 angepeilt...)
Ich habe dann mal wieder viel rumgegoogelt und hatte letztlich die Wahl
zwischen den Klipsch Custom
2 ("Yeah, we
make headphones now") und den super.fi 5
pro
von Ultimate Ears, die das Stöpselkonzept quasi erfunden haben. Die UEs
werden bei head-fi.org als "E2c with more fun" beschrieben, über die
Klipsch liest man eher wenig, aber dafür machen die von der Verarbeitung
her einen guten Eindruck. Und das Marketing legt besonderen Wert darauf,
dass sie besonders komfortabel zu tragen sind. Zu den UE liest man
dagegen, dass die vielen Leuten gar nicht erst passen. Beides sind
übrigens "Zwei-Wege-Stöpsel" (wie in: "Zwei-Wege Boxen", also mit zwei
Treibern). Letztendlich war die Entscheidung aber doch einfach, weil die
Klipsch in Deutschland nur per amazon-Marketplace von einem etwas
dubiosen Händler auf Jersey (Kanalinsel) zu haben sind. Und auf Zoll
habe ich keine Lust. War ja auch irgendwie klar, dass es die teurere
Variante wird.
Hab dann also gestern abend viertel nach sieben bestellt und auch noch
die sechs Euro für den "Overnight Express" rausgehauen. Macht bei den
europäischen Preisen auch keinen großen Unterschied mehr. Heute um
neun Uhr morgens hats dann an der Tür geklingelt und die Dinger waren
da. So macht Online-Einkauf Spaß! :).
Verpackung & Lieferumfang: ist ok, allein schon weil die Verpackung mit
weniger Verletzungsgefahr zu öffnen ist, als die der E2c. Dabei sind die
üblichen Gummipinöpel in vier Größen (drei Mal single-flange, einmal
double) und ein Paar von den Schaumstoffteilen. Dann ein
Flugzeugt-Adapter (dort hat man meist pervers hohe Pegel), ein
Kleine-Klinke-Große-Klinke-Adapter und eine schicke Alubox. BTW, ich
liebe frische Lieferungen von Alu-Sachen. Das kalte Alu hat sich schon
bei der Soundbridge sehr geil
angefühlt. Die Hörer passen auf jeden Fall gut in die Box, wenn man
sie vorher halbwegs ordentlich um die eigenen Finger wickelt.
Standardmäßig sind die mittelgroßen single-flange Pinöpel auf den Hörern
und damit rutschten die Teile sofort ohne Probleme in meine Ohren und
haben ziemlich gut abgedichtet. Spontan würde ich sagen, dass die
Abdichtung sogar besser ist als bei den E2c, und das ganz ohne das
unangenehme Unterdruckgefühl. Der geschmeidige Draht im Ohrbereich des
Kabels ist etwas gewöhnungsbedürftig, gibt aber extrem guten Halt. Ich
benutze inzwischen die großen single-flanges und kann damit wunderbar
lächeln und reden. Essen hab ich noch nicht probiert, aber das ist mit
Schallisolierung sowieso eine komische Erfahrung. Gerade probiere ich
auch den Flip Flop
Mod aus, damit die
Teile nicht mehr ganz so dolle abstehen und bin voll zufrieden. Nur
$SWMBO ist etwas enttäuscht, weil ich (bei herausgezogenen, über den
Ohren dongelnden Hörern) nicht mehr aussehe wie Jar Jar
Binks. Das Tragen
der Hörer, ohne sie in den Ohren zu haben (wichtig bei
Fahrscheinkontrollen oder anderen Akten der Höflichkeit) muss ich
allerdings noch üben. Auf jeden Fall kann ich sagen, dass die UE in
Sachen Komfort den alten Shures meilenweit überlegen sind. Oh, und falls
das Kabel doch mal kaputtgeht, kann man das auch nachkaufen. Großes
Plus.
Das Wichtigste: der Klang. Sagen wir, ich traue mich noch nicht, die
alten Dinger wieder aufzusetzen. Denn: ich hab Angst, mich fragen zu
müssen, wie ich das die ganze Zeit ausgehalten habe. Im niedrigen und
mittleren Frequenzbereich spielen die UE in einer ganz anderen Liga als
die E2c. Man hört die Saiten wunderbar schwingen, je nach Anschlag kommt
da richtig Funk rüber. Schlagzeugeinsätze kommen mit richtig Druck
daher. (Ist ja immer so schwer zu beschreiben, alles. Man kommt sich
schon vor wie diese Weinfuzzis.) Im Hochtonbereich vermute ich etwas
weniger Präzision als bei den E2c, aber das kann auch einfach daher
kommen, dass er bei den UE nicht ganz so im Vordergrund steht. Ich kann
mich dem Urteil "E2c with more fun" aber größtenteils anschließen und
bin erstmal begeistert.
Contra: das Grundrauschen meines Iriver H120 ist mit den UE deutlich lauter zu hören. Die sind halt noch eine Spur empfindlicher als die E2c. Dafür komme ich auch mit einer niedrigereren Lautstärkeeinstellung aus. Oh, und so frisch aus der Packung verströmen die UE einen penetranten Gummigeruch. Davon las ich aber schon vorher, der geht wieder weg.
(via lawblog)